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Auf den Spuren weißer Riesen

25.10.2019

Die Post-Doktorandin Linda Forster ist Outgoing LMU Research Fellow und erforscht momentan am California Institute of Technology (Caltech) Wolken. Ihre Erkenntnisse sollen künftig helfen, Klimaprognosen präziser zu machen.

Wer den Kopf in den Wolken hat, ist bekanntermaßen ein Träumer. Zumindest sprichwörtlich. Linda Forster würde hier vehement widersprechen. Die junge Physikerin beschäftigt sich täglich stundenlang mit Wolken – sie versucht die Eigenschaften der weißen Riesen zu entschlüsseln. „Obwohl Wolken ein alltägliches Phänomen sind, gibt es erstaunlich viel, was wir noch nicht über sie wissen“, erzählt Forster. „Dabei spielen sie unter anderem als Reflektoren und Absorber für das Strahlungsbudget der Atmosphäre, und damit für das Klima, eine extrem wichtige Rolle.“

Seit November 2018 wohnt die Post-Doktorandin nun in Pasadena im Los Angeles County und kann sich dort voll ihrer Forschung widmen. Sie arbeitet im Rahmen ihrer LMU Research Fellowship am Jet Propulsion Laboratory (JPL) des Caltech. Rund 9.600 Kilometer liegen zwischen dem JPL und Forsters Geburtsort im Landkreis Wolfratshausen. Die Reise war für sie ein Lebenstraum. Lange hegte Linda Forster schon den Wunsch, einmal dort zu arbeiten und zu forschen, wo die NASA ihre Satelliten entwickelt und steuert. Mehr als nur Regen und Sonne

Während die meisten nur über das Wetter reden, stellte sich Forster schon immer die Frage nach dem Wie. „Bereits in der Schulzeit hatte ich einen Hang zu Naturwissenschaften und Bastelei“, erinnert sich Forster. So stand für sie auch schon immer der praktische Forschungsaspekt im Mittelpunkt. Im Rahmen ihrer Dissertation an der LMU entwickelte sie das Kamerasystem „HaloCam“, das auf die Beobachtung von Haloerscheinungen spezialisiert ist, sowie eine Methode, um aus den kalibrierten Fotos die Form, Größe und Konzentration von Eiskristallen in Wolken abzuleiten. Für Ihre Arbeit wurde sie mit dem Amelia Earhart Award und als International Amelia Earhart Fellow ausgezeichnet.

„In meinem aktuellen Projekt geht es nun um 3D-Rekonstruktionen von Wolken-Volumen mittels hochauflösender Satellitenbilder aus mehreren Blickwinkeln“, erklärt die Nachwuchswissenschaftlerin. „Ich hoffe, damit unser Verständnis der Eigenschaften von Wolken und ihrer Entwicklung verbessern zu können.“ Die etablierte satellitenbasierte Fernerkundung liefert kaum Information über die innere Struktur von Wolken. Aber gerade Vertikalprofile können laut Forster wertvolle Information über Entstehungsmechanismen der Wolken liefern. Mit solchen Daten will sie Wissenslücken füllen, die heute noch zu Unsicherheiten bei Klimaprognosen führen.

Versteht man nämlich die dreidimensionale Zusammensetzung der Wolken besser, lässt sich auch besser bestimmen, in welchem Umfang Wolken Sonnenstrahlung absorbieren und reflektieren. Dadurch wiederum lassen sich Klimaveränderungen präziser vorhersagen. In der ersten Projektphase arbeitet Forster dabei verstärkt mit Computersimulationen: „Ich stehe zwar seltener im Labor und verbringe viel Zeit vor dem Rechner, aber die Entwicklung der neuen Methode mit Hilfe des JPL-eigenen Supercomputers und die Arbeit mit den Satellitendaten sind mindestens genauso spannend“. 2.200 Studierende – 38 Nobelpreisträger

Am Caltech hat die LMU-Wissenschaftlerin nicht nur beste technische Voraussetzungen: Bereits 38 Nobelpreisträger studierten und forschten an der vergleichsweise kleinen Universität mit nur 2.200 Studierenden. In Rankings gehört das Caltech regelmäßig zu den zehn besten Universitäten der Welt. Darüber hinaus kann Forster auch auf Unterstützung aus der Heimat zählen. Obwohl sie momentan jenseits des Atlantiks forscht, steht sie in ständigem Kontakt mit ihrem Betreuungsprofessor Bernhard Mayer vom Meteorologischen Institut der LMU. Ihr ehemaliger Doktorvater steht ihr so auch über die Distanz mit Rat und Tat zur Seite.

Dr. Linda Forster forscht, wo die NASA ihre Satelliten entwickelt: Am Jet Propulsion Laboratory des Caltech. (Foto: Linda Forster)

Zu verdanken hat sie die Unterstützung von gleich drei Institutionen einer Outgoing LMU Research Fellowship. Seit 2017 dürfen sich jedes Jahr fünf vielversprechende Nachwuchswissenschaftler darüber freuen, ihr eigenes Forschungsprojekt in Kooperation mit einer Universität im außereuropäischen Ausland durchzuführen. „Es ist eine riesige Chance“ sagt Linda Forster, „als junge Wissenschaftlerin ein Forschungsprojekt und die passenden Kooperationspartner frei wählen zu können.“ Darüber hinaus bietet das Programm optimale Voraussetzungen, um neue Arbeitsweisen kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen. Erst vor Kurzem traf sie Katie Bouman, die mit dem Foto eines schwarzen Lochs weltbekannt wurde. Für die Zukunft planen die beiden Wissenschaftlerinnen eine Kooperation. Hin und wieder zurück

Auch abseits der Forschungsarbeit hat sich Forster in ihrem neuen Zuhause gut eingelebt. Anthony Davis, ihr Sponsor am JPL und Yuk Yung, ihr Support-Professor am Caltech, empfingen sie herzlich und halfen ihr, sich schnell im neuen Umfeld zurechtzufinden. Dabei kam ihr auch zugute, dass das Caltech Wohnungen für Postdocs in direkter Campusnähe anbietet. Ihr Arbeitstag beginnt gegen 9 Uhr morgens und endet in der Regel, wenn es langsam schon wieder dunkel wird. Unter der Woche bleibt so nicht viel Zeit, um die kalifornische Sonne zu genießen. Alle zwei Wochen kann sie allerdings die gesammelten Überstunden für ein verlängertes Wochenende nutzen. Dann geht sie Beachvolleyball spielen oder an einem der vielen Strände Kaliforniens Surfen. „Geübt habe ich dafür schon auf der Eisbachwelle“, lacht Forster.

Nach nun knapp einem Jahr neigt sich ihre Zeit in Los Angeles dem Ende zu. Den zweiten Teil der Fellowship wird sie wieder an der LMU verbringen. Obwohl Forster die Zeit in den USA vermissen wird, freut sie sich wieder darauf, an ihre Heimatuniversität zurückzukehren: „Das Tolle an den LMU Research Fellowships ist, dass man in der Outgoing Phase Kontakte knüpfen und Erfahrungen sammeln kann und trotzdem den Draht zu seiner Forschungsgruppe an der LMU nicht verliert.“

Die Bewerbungsphase für die LMU Research Fellowships läuft noch bis zum 12. November 2019. Weitere Informationen zu dem Programm und der Bewerbung finden Sie hier. Das könnte Sie auch interessieren:

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